Neue Schule: Prosa für die nächste Generation

„Neue Schule: Prosa für die nächste Generation“ ist eine Sammlung von 14 Erzählungen junger deutschsprachiger Autor*innen über das das Jungsein und Erwachsenwerden. Herausgegeben wurde der Band von Leander Steinkopf und erschienen ist er am 29. November im Claassen Verlag.

Ich stehe auf junge Literatur, ich stehe auf Kurzgeschichten – diese Anthologie war also ein klares Muss für mich. Eine ausführliche Rezension jeder einzelnen Story möchte ich allerdings nicht schreiben, daher nur kurz und knapp meine Meinung zur jeweiligen Geschichte im Schnelldurchlauf:

Shida Bazyar – Auf wen die Aubergine zeigt: Zara und ihre Freundin sind wahnsinnig sympathische Charaktere, die man bereits auf wenigen Seiten gern hat. Das Thema Mobbing wird hier auf authentische Weise behandelt und die Geschichte ist keineswegs pädagogisierend. Ein starker Auftakt!

Patricia Hempel – Goldfische: Ein ganz normales Kinderspiel, oder? Die in meinen Augen heftigste Geschichte im gesamten Buch. Hat mich unglaublich gefesselt.

Deniz Utlu – Die Crosshill-Jungs: Wie bei der Aubergine auch hier wieder Charaktere, die man sofort ins Herz schließt. Durch die HipHop-Kultur bin ich natürlich sofort an die Bücher von Angie Thomas erinnert, die ich sehr liebe.

Nora Gantenbrink – Nadine aus Barmbek-Süd: Es ist selten, dass ich beim Lesen wirklich laut loslachen muss, und hier ist es mir passiert. Eine so absurde Story, dass sie eigentlich wahr sein muss.

Leander Steinkopf – Die Zeit im Café Blau: Zwei junge Männer am Grab eines gemeinsamen Freundes. So ein melancholisch schöner Text, der all der Traurigkeit zum Trotz auch wahnsinnig witzig ist. Meine Lieblingsgeschichte!

Roman Ehrlich –  Mein Verliebtsein in Darlene Conner: …und ab hier schwächelt die Sammlung in meinen Augen. Vielleicht liegt es daran, dass ich weder mit amerikanischen Sitcoms, noch mit oberbayrischer Provinz viel anfangen kann, aber mir fehlt hier eindeutig die Handlung.

Anja Kampmann – Tigerwäsche: Mehr Action als in der Geschichte davor, denn ein illegaler Boxkampf muss gestoppt werden um einen jungen Mann zu schützen. Aber nur weil dieser eine Kampf gestört wird, gibt er all seine Ambitionen auf was Straßenkämpfe und das schnelle Geld angeht? Schien mir etwas erwzungen.

Dmitrij Kapitelman – Danksagung an meinen ersten Manneslehrer – den Fahrraddrachen: Ein Fahrrad aus China was sich einfach nicht zusammenbauen lassen will. Das erste Fahrrad ist in meinen Augen ein viel kindlicheres Thema als die der anderen Geschichten und passt für mich deshalb irgendwie nicht so richtig rein. Sprachlich ist die Geschichte aber ganz interessant, wenn auch nicht immer mein Fall.

Jan Wilm – Antediluvianisch: Eine psychologisch faszinierende Geschichte mit sehr interessanten Überlegungen. Sie hat leider den unsympathischsten Protagonisten aller Zeiten, ist aber dennoch sehr lesenswert.

Dana von Suffrin – Lucian: Endlich mal wieder ein bisschen Herzschmerz! 😉 Wirklich schöne Geschichte mit einer gewissen Wehmut. Hat mir gut gefallen.

Robert Prosser – Schatten: Schwierig. Als Geschichte hat „Schatten“ mir einfach nicht besonders zugesagt, und ich müsste sie vermutlich noch einmal lesen um hier ein differenziertes Urteil zu fällen. Generell ist mir der unbedarfte Protagonist, der sich selbst verwirklichen und reisen will, im Kontrast zu seinem Freund, der auf der Flucht um sein Leben fürchtet, sauer aufgestoßen und ich bin mir nicht sicher, ob mir die Privilegiertet immer deutlich genug gemacht wurde.

Bettina Wilpert – Luna und Lilli: Endlich mal wieder eine Freundschaftsgeschichte! Eine Story zu der man leicht Zugang findet und die richtig schön weh tut.

Julia Weber – Liebe Philine: Der Schreibstil war irgendwie zu schrullig für meinen Geschmack und inhaltlich…. uff. Ich fand’s echt schwierig dass Fremd-Outing vor der Familie so unproblematisch darzustellen. Generell alles ein bisschen zu eitel Sonnenschein. Niemand ist so glücklich unglücklich verliebt.

Reinhard Kaiser-Mühlecker – Tankstelle: Eine höchst eigenartige Geschichte. Dauernd fahren alle betrunken Moped oder Auto oder treffen andere schlechte Entscheidungen. Man rechnet fest mit einer großen Katastrophe, die aber ausbleibt und findet sich in der seltsamen Postion wieder, den Charakteren endlich Konsequenzen für ihr Handeln zu wünschen.

Insgesamt finde ich, dass „Neue Schule“ eine lesenswerte Geschichtensammliung ist. Ich bin mir sicher, dass die Texte besonders auch im Schulunterricht Verwendung finden werden, und finde als Diskussionsgrundlage sind die alle super. Auch dass so viele verschiedene Themen und Perspektiven vertreten waren, hat mir gut gefallen.

💛💛💛🤍🤍 (gut)

Leander Steinkopf (Hrsg.)
Neue Schule: Prosa für die nächste Generation
9783546100076
Claassen
Hardcover, 22 €

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