
Karen McManus ist mittlerweile wirklich keine Unbekannte mehr im Jugendbuch. „One of us is lying“ war ein Riesenhit, den auch ich mit Begeisterung verschlungen habe. Die direkte Fortsetzung „One of us is next“ fand ich immer noch gut, kam für mich aber nicht an Teil 1 an, was natürlich oft so ein Problem bei Fortsetzungen ist. Um so gespannter war ich, was McManus ganz losgelöst von der Bayview High School schreiben würde.
Unsere Hauptcharaktere sind Milly, Aubrey und Jonah Story. Cousinen und ein Cousin, deren mysteriöse (und sehr reiche) Oma die Eltern der drei noch vor ihrer Geburt aus unbekannten Gründen enterbt hat und aus heiterem Himmel den Kontakt abgebrochen hat. Auf ein Nachfragen der Eltern hieß es immer nur „ihr wisst, was ihr getan habt“. Auch an den Enkelkindern zeigte die Großmutter nie Interesse, bis die drei eines Tages eine Einladung erhalten. Sie sollen auf die kleine Insel reisen, auf der die Familie diverse Immobilien besitzt, unter anderem ein Ferienresort, und dort den Sommer über arbeiten.
Während die liebe, zurückhaltende Aubrey vor allem daran interessiert ist, endlich ihre Großmutter kennenzulernen, ist die selbstbewusste Milly direkt heiß drauf das Familiengeheimnis zu lüften. Und dann ist da noch Jonah, der selbst ein Geheimnis hat. Ich möchte gar nicht so viel zum Plot erzählen, weil ich nicht spoilern will. Aber auch wenn ich nicht verrate, was erzählt wird, möchte ich doch loswerden wie:

Die Geschichte plätschert so vor sich hin. Die Charaktere sind ganz liebenswert, aber auch ein wenig stereotyp. Wie sie miteinander interagieren ist nicht besonders spannend, nimmt aber einen Großteil der Geschichte ein. Denn irgendwie passiert die meiste Zeit… nichts. Also irgendwie so gar nichts, was auch nur ein bisschen Spannung aufkommen lässt. Ich hatte Krimi, Thriller, düstere Geheimnisse und das ganze gute Zeug erwartet, hab aber mehr einen vor sich hin plätschernden Sommerroman bekommen. Klar, am Ende passiert dann irgendwie schon noch was. Aber es ist wirklich exakt das, was man sich von Anfang an ausgemalt hat. Und dafür muss man auch wirklich nich Sherlock Holmes sein. Es quakt wie eine Ente, es watschelt wie eine Ente und dann kommt raus: es ist eine Ente. Es gibt auf dem geradlinigen Weg zu dieser Auflösung keine scharfen Kurven, keine falschen Fährten und keine Plottwistts. Und damit war es leider überraschend langweilig.
Man konnte es trotzdem locker flockig weglesen, der Schreibstil ist solide und die Charaktere wie gesagt auch ganz süß, manche haben sich im Laufe der Geschichte sogar entwickelt, sodass sich Aubrey am Ende noch zu einem richtigen Lieblingscharakter entwickelt hat, nachdem sie mir am Anfang zu passiv war. Insgesamt sollte man einfach nicht mit falschen Erwartungen rangehen (so wie ich), dann hat man sicherlich eine nette Sommerlektüre über eine ungewöhnliche Familie.
💛💛💛🤍🤍 (gut)
Karen M. McManus
The Cousins
978-3-570-16578-2
cbj
Hardcover, 20 €